Achtsamkeit. Schon dabei oder eher total genervt von dem Hype? Von den zahlreichen Selfies schöner junger Frauen im perfekten Lotussitz, von den superschlauen Sprüchen und kitschigen Naturfotos? Verstanden.
Aber doch... Achtsamkeit kann helfen, unsere schnelllebige Zeit besser zu bewältigen. Stress abzubauen. Neue Energie zu tanken. Dazu musst du kein buddhistischer Mönch werden, alles auf Instagram dokumentieren oder ähnliche Lebensformen annehmen. Du kannst es einfach in deinen Alltag integrieren. Und genau so bleiben wie du bist. Denn Achtsamkeit bedeutet nichts anderes als den Moment wahrzunehmen und bewusst zu genießen. Multi-Tasking schön und gut. Doch spür mal, wie sich dein kleiner Zeh anfühlt. Oder höre den Stimmen der Vögel zu. Kaue einen Apfel, Bissen für Bissen. Und mach dabei nicht noch tausend andere Dinge wie Telefonieren, Putzen, Bügeln oder Selfies. Nimm dir Zeit. Für dich. Und damit für alles, was dir gut tut.
Achtsamkeit ist übrigens etwas anderes als Konzentration. Verengen wir bei der Konzentration den Blick, öffnen wir uns bei der Achtsamkeit. Wir stellen unsere Aufmerksamkeit weit für alles. Was es bringt? Zu den größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts gehören Stress, Ängste und belastende Gefühle. Unser Alltag ist stressiger als früher. Oft führt dies ins Burn-out oder sogar in die Depression. Es gilt Warnsignale des Körpers wahrzunehmen: Bin ich ausgelaugt, lustlos, schlecht drauf? Bestenfalls sorgen wir also schon präventiv für unser Wohlbefinden. Und schaffen uns im Alltag immer mal wieder Momente, in denen wir durchatmen und dann neu durchstarten können. Wir zeigen ein paar einfache Tricks:
Welche Menschen, Projekte, Tätigkeiten tun dir gut? Entwickle Bewusstsein genau dafür. Wende dich den Dingen zu, die sich positiv, kräftigend und freudvoll anfühlen. Und wenn du die nervigen und kraftraubenden nicht vermeiden kannst, tritt diesen nicht mit Widerstand, sondern mit einer gewissen Gelassenheit gegenüber.
Ich atme ein. Ich atme aus. Nimm dein Atmen bewusst wahr. Ist so einfach wie es klingt – auch wenn wir unsere Gedanken dabei immer wieder sanft einfangen müssen. Bleib dran: Ich atme ein. Ich atme aus. Du kannst deinen Atem auch dabei verfolgen, wie er in dir hinauf- und hinabsteigt. So trickst du dich ein wenig aus und deine Achtsamkeit bleibt bei deiner Atmung. Je häufiger du dies übst, desto schneller und länger werden andere Gedanken verstummen: Was es zu tun oder zu lassen gilt, was uns ärgert, was uns ein wenig Angst macht.
Auch so geht´s. Tu das, was du ohnehin tust: atmen und gehen. Atmen und gehen. Atmen und gehen. Diese Achtsamkeitspraxis ist einfach und wirkungsvoll. Ob Strecken am Arbeitsplatz oder von bzw. zur Arbeit, zum Einkaufen oder ins Café – bleib mit deinem Atem verbunden und nehme jeden Schritt ganz bewusst wahr. Finde raus, welches Tempo für dich hier das richtige ist. Und genieße die einkehrende Ruhe und Gelassenheit.
Wie oft fahren wir in Bussen, Bahnen, Autos oder auf Fahrrädern – tausend Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren. Positiver Nebeneffekt: Du ärgerst dich nicht über mögliche Verspätungen oder darüber, wie lange das alles schon wieder dauert. Im Gegenteil: Du freust dich über den Moment, in dem du innere Ruhe schaffst. So geht´s: Wie fühlt es sich an, im Sitz oder auf dem Sattel zu sitzen? Was fühlst du an deinen Händen? Spürst du die Vibration während der Fahrt? Welche Geräusche nimmst du wahr? Und unterscheidet sich das Licht heute von dem gestern?
Schlingschling, schmatzschmatz, plauderplauder. Wie oft kaust du eigentlich? So wenig wir unser Essen in der Hektik schmecken, so wenig schmecken wir unser Leben. Nimm Essen wichtig. Es hält uns schließlich am Leben. Iss achtsam und achte auch auf das, was du isst. Auf die Form, die Farbe, das Gewicht, den Geruch, die Konsistenz, den Geschmack – den Genuss. Und wenn du weitergehen willst: Woher kommt das Essen wohl? Was ist da genau drin? Wie wurde es geerntet und zubereitet? Das Ergebnis: innere Ruhe und zufriedenes Wohlgefühl.
Duschen. Einfach nur duschen. Nicht dabei denken, ob man den Bus noch erreicht oder wie das Meeting verlaufen wird. Dusche achtsam: Achte darauf, wie sich der erst trockene Boden unter den Füßen anfühlt. Ist er warm oder kalt? Wie plätschert das Wasser, wie läuft es über den Körper, perlt ab, mischt sich mit dem Duschgel, wird weggespült. Wie angenehm ist der nun nasse Boden? Und wie gut fühlst du dich nach dieser Erfrischung mit Momenten nur für dich...
Weniger reden, mehr zuhören. Dies ist eine Formel, die beruflichen Stress vermeidet. Warum? Hören wir nur hin, wenn unser Gegenüber etwas sagt, weil wir schon an den Gegenargumenten feilen, verstehen wir den Standpunkt des anderen eventuell nicht. Dies führt oft zu Missverständnissen und Reibungen. Kommuniziere achtsam: Gewöhne dir ein tiefes Zuhören an, das heißt den anderen so lange reden zu lassen bis er von selbst aufhört. Bemühe dich dabei, wirklich zuzuhören. Forsche nach, was deinem Chef oder Kollegen wichtig ist. Hast du dies wirklich verstanden, verfliegt dein Groll.
Wir alle kennen Situationen, die uns ratzfatz von Null auf Hundert bringen. Stress pur. Steig aus und schalte auf den Autopilot-Modus um: Sobald du hitzige Emotionen, wütende Gedanken oder irritierende Emotionen bemerkst, stoppe, halte inne, gönne dir ein paar beruhigende Atemzüge oder verlasse, wenn möglich, die Situation.
Hast du auch Tage, an denen du meinst, jeder und alles hätte sich gegen dich verschworen? Man fühlt sich übergangen, missverstanden, gekränkt. Ändere deinen Fokus und gehe von der Grundannahme aus, dass dir die Menschen, ob privat oder beruflich, wohlgesonnen sind. Unterstelle allen, dass sie es gut mit dir meinen. Auch das Schicksal. Und blicke am Abend genussvoll darauf zurück, was sich dadurch verändert.
Verlasse jeden Ort so, wie du ihn vorgefunden hast. Fällt etwas auf den Boden, hebe es gleich auf. Hast du Geschirr benutzt, spüle es gleich ab. Was das mit Achtsamkeit zu tun hat? Der eine Effekt ist, dass alles ordentlicher bleibt und du keinen Raum achtlos verschmutzt. Diese äußere Ordnung hilft dir auch innen klarer und bewusster zu sein. Zudem verdeutlichst du dir selbst, wie du auf deine Umgebung wirkst. Und genau dieses Durchatmen ist eine gute Basis, um durchzustarten und alles zu tun, was dir gut tut.
Ein Tipp zum Schluss: Fange behutsam an. Und übe. Geduld, etwas Beharrlichkeit und eine gute Portion Humor sind zuverlässige Begleiter auf dem Weg, Achtsamkeit ins (Berufs-)Leben zu integrieren.